2. Januar 2024

Gründung eines Einzelunternehmens

Einzelunternehmen gründen leicht gemacht: Alle Schritte, Behörden, Steuern & Pflichten im Überblick. Die ideale Anleitung für deinen Start.
Gründung eines Einzelunternehmens

Einleitung – Warum ein Einzelunternehmen der einfachste Start ins Unternehmertum ist

Wer sich selbstständig machen will, sucht oft nach einem unkomplizierten und flexiblen Einstieg. Die Gründung eines Einzelunternehmens ist in Deutschland die einfachste Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu werden – ganz ohne aufwendige bürokratische Hürden oder hohe Gründungskosten.

Diese Rechtsform eignet sich besonders für:

  • Freiberufler

  • Solo-Selbstständige

  • Nebenerwerbsgründer

  • Handwerksbetriebe

  • Kleine Dienstleistungsunternehmen

In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du dein Einzelunternehmen gründest, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, worauf es steuerlich ankommt und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.

Ein Einzelunternehmen ist schnell gegründet – doch um erfolgreich zu sein, braucht es Struktur, Klarheit und Weitblick.

Einzelunternehmens

Was ist ein Einzelunternehmen? – Definition und Abgrenzung

Ein Einzelunternehmen ist die einfachste Form der unternehmerischen Selbstständigkeit. Es zeichnet sich dadurch aus, dass:

  • eine natürliche Person alleiniger Inhaber ist

  • keine juristische Person gegründet wird

  • keine Eintragung ins Handelsregister zwingend erforderlich ist (außer bei Kaufleuten)

Der Unternehmer haftet vollumfänglich mit seinem Privatvermögen – das ist Chance und Risiko zugleich.

Vorteile des Einzelunternehmens

  • Einfache Gründung ohne Notar oder hohe Kosten

  • Volle Kontrolle über alle Geschäftsentscheidungen

  • Keine Mindestkapitalanforderung

  • Steuerliche Einfachheit über Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)

  • Schnelle Anmeldung beim Gewerbe- oder Finanzamt

Nachteile im Überblick

  • Unbeschränkte Haftung mit dem gesamten Privatvermögen

  • Begrenzte Außenwirkung gegenüber Investoren oder großen Kunden

  • Hohe persönliche Verantwortung für alle betrieblichen Vorgänge

  • Weniger Skalierbarkeit als bei Kapitalgesellschaften

Tipp: Wer stark wachsen will oder externe Finanzierung plant, sollte über andere Rechtsformen nachdenken (z. B. GmbH oder UG).

Voraussetzungen für die Gründung eines Einzelunternehmens

Bevor du mit der Gründung eines Einzelunternehmens starten kannst, solltest du klären, ob du die grundlegenden Voraussetzungen erfüllst.

Natürliche Person und volljährig

Nur natürliche Personen können ein Einzelunternehmen gründen. Du musst also:

  • mindestens 18 Jahre alt sein

  • geschäftsfähig sein

  • keine bestehenden Verbote oder gerichtlichen Einschränkungen haben

Keine weiteren Gesellschafter nötig

Als Einzelunternehmer handelst du alleine – du brauchst keine Mitgründer oder Gesellschafter.

Du kannst später trotzdem Mitarbeiter einstellen oder mit Freelancern zusammenarbeiten.

Gewerblich oder freiberuflich?

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Freiberufler und Gewerbetreibender:

  • Freiberufler (z. B. Ärzte, Designer, Journalisten) benötigen keine Gewerbeanmeldung

  • Gewerbetreibende müssen ein Gewerbe anmelden

Diese Unterscheidung beeinflusst den Gründungsablauf erheblich.

Schritt-für-Schritt zur offiziellen Gründung

Die Gründung eines Einzelunternehmens lässt sich in wenigen Tagen umsetzen – vorausgesetzt, du kennst den Ablauf und bringst die nötigen Unterlagen mit. Hier erfährst du, wie du deine Selbstständigkeit formell auf den Weg bringst.

Schritt 1 – Gewerbeanmeldung beim Gewerbeamt

Wenn du gewerblich tätig wirst, musst du dein Unternehmen beim zuständigen Gewerbeamt deiner Stadt oder Gemeinde anmelden.

Benötigte Unterlagen:

  • Gültiger Personalausweis oder Reisepass

  • Anmeldeformular (vor Ort oder oft online verfügbar)

  • Bei bestimmten Berufen: Nachweis über Qualifikation oder Erlaubnis

  • Mietvertrag oder Nachweis über die Betriebsstätte (bei Betriebsräumen)

Die Anmeldung kostet zwischen 20 und 60 Euro, je nach Kommune. Nach erfolgreicher Anmeldung erhältst du den Gewerbeschein – dein erster offizieller Nachweis als Unternehmer.

Hinweis: Freiberufler (z. B. Ärzte, Berater, Texter) benötigen keine Gewerbeanmeldung, sondern melden sich direkt beim Finanzamt.

Schritt 2 – Anmeldung beim Finanzamt

Nach deiner Gewerbeanmeldung wird das Gewerbeamt das Finanzamt automatisch informieren. Du solltest trotzdem aktiv werden:

  • Fülle den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ aus (über das ELSTER-Portal)

  • Gib deine geschätzten Umsätze und Gewinne an

  • Beantrage deine Steuernummer

  • Entscheide, ob du umsatzsteuerpflichtig sein möchtest (Kleinunternehmerregelung ja/nein)

Wichtig: Du darfst erst Rechnungen schreiben, wenn du deine Steuernummer erhalten hast!

Schritt 3 – Mitgliedschaft bei der IHK oder HWK

Nach der Gewerbeanmeldung wirst du automatisch Mitglied bei der für dich zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK).

  • Die Mitgliedschaft ist gesetzlich vorgeschrieben

  • Es fallen jährliche Beiträge an (oft gestaffelt nach Umsatzhöhe)

  • Die Kammern bieten hilfreiche Services, Beratung und Schulungen

Tipp: Nutze die Existenzgründerberatung deiner Kammer – sie ist meist kostenlos und sehr praxisnah.

Schritt 4 – Anmeldung bei weiteren Stellen (falls nötig)

Je nach Branche und Tätigkeit können weitere Anmeldungen erforderlich sein:

  • Berufsgenossenschaft (z. B. bei körperlicher Tätigkeit oder Angestellten)

  • GEMA oder Künstlersozialkasse (bei kreativen Berufen)

  • Gesundheitsamt (z. B. bei Gastronomie)

  • Handwerksrolle bei zulassungspflichtigem Handwerk

Schritt 5 – Geschäftskonto eröffnen

Auch wenn du als Einzelunternehmer kein separates Geschäftskonto führen musst, ist es sehr empfehlenswert:

  • Klare Trennung von privaten und geschäftlichen Finanzen

  • Vereinfachte Buchhaltung und Steuererklärung

  • Professioneller Auftritt gegenüber Kunden und Geschäftspartnern

Viele Banken bieten spezielle Gründer-Konten mit günstigen Konditionen an.

Steuerliche Pflichten und rechtliche Grundlagen

Nach der erfolgreichen Anmeldung beginnt die eigentliche Arbeit – und damit auch deine Verantwortung als Unternehmer. Hier erfährst du, was du steuerlich beachten musst und wie du rechtlich auf der sicheren Seite bleibst.

Steuerarten für Einzelunternehmer

Die Gründung eines Einzelunternehmens bringt steuerliche Pflichten mit sich. Du wirst in folgenden Steuerarten veranlagt:

  • Einkommensteuer (auf deinen Gewinn)

  • Umsatzsteuer (sofern keine Kleinunternehmerregelung gilt)

  • Gewerbesteuer (ab ca. 24.500 € Gewinn, mit Freibetrag)

Hinweis: Als Einzelunternehmer führst du keine Körperschaftsteuer oder Lohnsteuer (wenn du alleine arbeitest) ab.

Tipp: Halte deine Einnahmen und Ausgaben sauber dokumentiert – z. B. mit einer Buchhaltungssoftware oder Excel-Vorlage.

Umsatzsteuer und Kleinunternehmerregelung

Beim Ausfüllen des steuerlichen Erfassungsbogens entscheidest du, ob du von der Kleinunternehmerregelung (§19 UStG) Gebrauch machst:

Vorteile:

  • Keine Umsatzsteuer auf deinen Rechnungen

  • Kein monatliches Abführen der Steuer ans Finanzamt

Nachteile:

  • Kein Vorsteuerabzug auf Betriebsausgaben

  • Wirkt unter Umständen weniger professionell auf Geschäftskunden

Du kannst diese Regelung jederzeit abwählen – bist aber 5 Jahre an deine Entscheidung gebunden.

Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)

Als Einzelunternehmer darfst du deine Gewinnermittlung vereinfachen, indem du eine EÜR nutzt.

Das bedeutet:

  • Kein Bilanzierungszwang

  • Einfache Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben

  • Grundlage für deine Einkommensteuererklärung

Du musst die EÜR elektronisch über das ELSTER-Portal einreichen.

Pflichtversicherungen für Einzelunternehmer

Grundsätzlich gilt: Als Einzelunternehmer bist du nicht automatisch versicherungspflichtig – aber einige Versicherungen sind gesetzlich oder sinnvoll:

Gesetzliche Pflichtversicherungen:

  • Krankenversicherung (frei wählbar: gesetzlich oder privat)

  • Pflegeversicherung

Optionale, aber wichtige Absicherungen:

  • Berufshaftpflichtversicherung (z. B. für Berater, Dienstleister)

  • Betriebshaftpflicht (bei Schäden Dritter durch deine Tätigkeit)

  • Rechtsschutzversicherung

  • Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft

  • Rentenversicherung (für bestimmte Berufsgruppen Pflicht, z. B. Lehrer, Künstler)

Achte darauf, dich individuell beraten zu lassen – jede Branche hat ihre Besonderheiten.

Rechtliche Grundlagen und Verträge

Auch wenn du alleine arbeitest, solltest du dich rechtlich absichern:

  • Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)

  • Datenschutzerklärung (DSGVO)

  • Impressum auf Website oder Social Media

  • Verträge mit Kunden und Partnern (schriftlich fixiert!)

Ein Gespräch mit einem Fachanwalt für Wirtschaftsrecht kann hier sinnvoll sein.

Häufige Fehler bei der Gründung eines Einzelunternehmens – und wie du sie vermeidest

Auch wenn die Gründung eines Einzelunternehmens vergleichsweise einfach ist, gibt es typische Stolperfallen – viele davon lassen sich mit guter Vorbereitung verhindern.

Typische Anfängerfehler

  1. Keine Trennung von Privat- und Geschäftskonten
    → Führt zu Chaos in der Buchhaltung und steuerlichen Problemen.

  2. Fehlende Belege oder unvollständige Buchführung
    → Bei einer Betriebsprüfung wird das teuer – digitale Tools helfen hier weiter.

  3. Unwissen über Steuerpflichten
    → Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder EÜR werden zu spät oder fehlerhaft abgegeben.

  4. Kein Marketing- oder Kundenkonzept
    → Wer keine Kunden gewinnt, macht keinen Umsatz – auch nicht als Einzelunternehmer.

  5. Unzureichende Preisgestaltung
    → Viele rechnen sich arm, weil sie versteckte Kosten (z. B. Versicherungen, Steuern) nicht einkalkulieren.

Tipp: Hol dir frühzeitig Rat – IHK, Steuerberater und Gründerzentren sind wertvolle Ansprechpartner.

Vorteile des Einzelunternehmens im Überblick

Warum lohnt sich die Gründung eines Einzelunternehmens – gerade für Einsteiger?

Die wichtigsten Pluspunkte

  • Geringe Einstiegshürden – keine Kapitalanforderung oder Notartermine

  • Flexibilität – schnelle Entscheidungen, keine Abstimmung mit Gesellschaftern

  • Einfache Verwaltung – keine Bilanzierung, wenig Bürokratie

  • Geringe Kosten – niedrige Gründungskosten und laufende Verwaltungsausgaben

  • Volle Kontrolle – du allein steuerst dein Business

🧠 Fazit – Einfach starten, strukturiert wachsen

Die Gründung eines Einzelunternehmens ist für viele der erste Schritt in die Selbstständigkeit – schnell, kostengünstig und ohne juristische Komplexität. Doch auch einfache Strukturen brauchen Planung:

  • Informiere dich gründlich über deine steuerlichen Pflichten

  • Nutze Beratungsangebote und digitale Hilfsmittel

  • Trenne private und geschäftliche Finanzen

  • Denk an deine Absicherung (Versicherungen, Verträge, Rücklagen)

Der wichtigste Erfolgsfaktor? Klarheit über deine Ziele und deine Zielgruppe – gepaart mit einem schrittweisen, nachhaltigen Aufbau.

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