
Wer sich selbstständig machen will, sucht oft nach einem unkomplizierten und flexiblen Einstieg. Die Gründung eines Einzelunternehmens ist in Deutschland die einfachste Möglichkeit, unternehmerisch tätig zu werden – ganz ohne aufwendige bürokratische Hürden oder hohe Gründungskosten.
Diese Rechtsform eignet sich besonders für:
Freiberufler
Solo-Selbstständige
Nebenerwerbsgründer
Handwerksbetriebe
Kleine Dienstleistungsunternehmen
In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du dein Einzelunternehmen gründest, welche Voraussetzungen du erfüllen musst, worauf es steuerlich ankommt und welche typischen Fehler du vermeiden solltest.
Ein Einzelunternehmen ist schnell gegründet – doch um erfolgreich zu sein, braucht es Struktur, Klarheit und Weitblick.

Ein Einzelunternehmen ist die einfachste Form der unternehmerischen Selbstständigkeit. Es zeichnet sich dadurch aus, dass:
eine natürliche Person alleiniger Inhaber ist
keine juristische Person gegründet wird
keine Eintragung ins Handelsregister zwingend erforderlich ist (außer bei Kaufleuten)
Der Unternehmer haftet vollumfänglich mit seinem Privatvermögen – das ist Chance und Risiko zugleich.
Einfache Gründung ohne Notar oder hohe Kosten
Volle Kontrolle über alle Geschäftsentscheidungen
Keine Mindestkapitalanforderung
Steuerliche Einfachheit über Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)
Schnelle Anmeldung beim Gewerbe- oder Finanzamt
Unbeschränkte Haftung mit dem gesamten Privatvermögen
Begrenzte Außenwirkung gegenüber Investoren oder großen Kunden
Hohe persönliche Verantwortung für alle betrieblichen Vorgänge
Weniger Skalierbarkeit als bei Kapitalgesellschaften
Tipp: Wer stark wachsen will oder externe Finanzierung plant, sollte über andere Rechtsformen nachdenken (z. B. GmbH oder UG).
Bevor du mit der Gründung eines Einzelunternehmens starten kannst, solltest du klären, ob du die grundlegenden Voraussetzungen erfüllst.
Nur natürliche Personen können ein Einzelunternehmen gründen. Du musst also:
mindestens 18 Jahre alt sein
geschäftsfähig sein
keine bestehenden Verbote oder gerichtlichen Einschränkungen haben
Als Einzelunternehmer handelst du alleine – du brauchst keine Mitgründer oder Gesellschafter.
Du kannst später trotzdem Mitarbeiter einstellen oder mit Freelancern zusammenarbeiten.
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Freiberufler und Gewerbetreibender:
Freiberufler (z. B. Ärzte, Designer, Journalisten) benötigen keine Gewerbeanmeldung
Gewerbetreibende müssen ein Gewerbe anmelden
Diese Unterscheidung beeinflusst den Gründungsablauf erheblich.
Die Gründung eines Einzelunternehmens lässt sich in wenigen Tagen umsetzen – vorausgesetzt, du kennst den Ablauf und bringst die nötigen Unterlagen mit. Hier erfährst du, wie du deine Selbstständigkeit formell auf den Weg bringst.
Wenn du gewerblich tätig wirst, musst du dein Unternehmen beim zuständigen Gewerbeamt deiner Stadt oder Gemeinde anmelden.
Benötigte Unterlagen:
Gültiger Personalausweis oder Reisepass
Anmeldeformular (vor Ort oder oft online verfügbar)
Bei bestimmten Berufen: Nachweis über Qualifikation oder Erlaubnis
Mietvertrag oder Nachweis über die Betriebsstätte (bei Betriebsräumen)
Die Anmeldung kostet zwischen 20 und 60 Euro, je nach Kommune. Nach erfolgreicher Anmeldung erhältst du den Gewerbeschein – dein erster offizieller Nachweis als Unternehmer.
Hinweis: Freiberufler (z. B. Ärzte, Berater, Texter) benötigen keine Gewerbeanmeldung, sondern melden sich direkt beim Finanzamt.
Nach deiner Gewerbeanmeldung wird das Gewerbeamt das Finanzamt automatisch informieren. Du solltest trotzdem aktiv werden:
Fülle den „Fragebogen zur steuerlichen Erfassung“ aus (über das ELSTER-Portal)
Gib deine geschätzten Umsätze und Gewinne an
Beantrage deine Steuernummer
Entscheide, ob du umsatzsteuerpflichtig sein möchtest (Kleinunternehmerregelung ja/nein)
Wichtig: Du darfst erst Rechnungen schreiben, wenn du deine Steuernummer erhalten hast!
Nach der Gewerbeanmeldung wirst du automatisch Mitglied bei der für dich zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) oder Handwerkskammer (HWK).
Die Mitgliedschaft ist gesetzlich vorgeschrieben
Es fallen jährliche Beiträge an (oft gestaffelt nach Umsatzhöhe)
Die Kammern bieten hilfreiche Services, Beratung und Schulungen
Tipp: Nutze die Existenzgründerberatung deiner Kammer – sie ist meist kostenlos und sehr praxisnah.
Je nach Branche und Tätigkeit können weitere Anmeldungen erforderlich sein:
Berufsgenossenschaft (z. B. bei körperlicher Tätigkeit oder Angestellten)
GEMA oder Künstlersozialkasse (bei kreativen Berufen)
Gesundheitsamt (z. B. bei Gastronomie)
Handwerksrolle bei zulassungspflichtigem Handwerk
Auch wenn du als Einzelunternehmer kein separates Geschäftskonto führen musst, ist es sehr empfehlenswert:
Klare Trennung von privaten und geschäftlichen Finanzen
Vereinfachte Buchhaltung und Steuererklärung
Professioneller Auftritt gegenüber Kunden und Geschäftspartnern
Viele Banken bieten spezielle Gründer-Konten mit günstigen Konditionen an.
Nach der erfolgreichen Anmeldung beginnt die eigentliche Arbeit – und damit auch deine Verantwortung als Unternehmer. Hier erfährst du, was du steuerlich beachten musst und wie du rechtlich auf der sicheren Seite bleibst.
Die Gründung eines Einzelunternehmens bringt steuerliche Pflichten mit sich. Du wirst in folgenden Steuerarten veranlagt:
Einkommensteuer (auf deinen Gewinn)
Umsatzsteuer (sofern keine Kleinunternehmerregelung gilt)
Gewerbesteuer (ab ca. 24.500 € Gewinn, mit Freibetrag)
Hinweis: Als Einzelunternehmer führst du keine Körperschaftsteuer oder Lohnsteuer (wenn du alleine arbeitest) ab.
Tipp: Halte deine Einnahmen und Ausgaben sauber dokumentiert – z. B. mit einer Buchhaltungssoftware oder Excel-Vorlage.
Beim Ausfüllen des steuerlichen Erfassungsbogens entscheidest du, ob du von der Kleinunternehmerregelung (§19 UStG) Gebrauch machst:
Vorteile:
Keine Umsatzsteuer auf deinen Rechnungen
Kein monatliches Abführen der Steuer ans Finanzamt
Nachteile:
Kein Vorsteuerabzug auf Betriebsausgaben
Wirkt unter Umständen weniger professionell auf Geschäftskunden
Du kannst diese Regelung jederzeit abwählen – bist aber 5 Jahre an deine Entscheidung gebunden.
Als Einzelunternehmer darfst du deine Gewinnermittlung vereinfachen, indem du eine EÜR nutzt.
Das bedeutet:
Kein Bilanzierungszwang
Einfache Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben
Grundlage für deine Einkommensteuererklärung
Du musst die EÜR elektronisch über das ELSTER-Portal einreichen.
Grundsätzlich gilt: Als Einzelunternehmer bist du nicht automatisch versicherungspflichtig – aber einige Versicherungen sind gesetzlich oder sinnvoll:
Krankenversicherung (frei wählbar: gesetzlich oder privat)
Pflegeversicherung
Berufshaftpflichtversicherung (z. B. für Berater, Dienstleister)
Betriebshaftpflicht (bei Schäden Dritter durch deine Tätigkeit)
Rechtsschutzversicherung
Unfallversicherung über die Berufsgenossenschaft
Rentenversicherung (für bestimmte Berufsgruppen Pflicht, z. B. Lehrer, Künstler)
Achte darauf, dich individuell beraten zu lassen – jede Branche hat ihre Besonderheiten.
Auch wenn du alleine arbeitest, solltest du dich rechtlich absichern:
Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB)
Datenschutzerklärung (DSGVO)
Impressum auf Website oder Social Media
Verträge mit Kunden und Partnern (schriftlich fixiert!)
Ein Gespräch mit einem Fachanwalt für Wirtschaftsrecht kann hier sinnvoll sein.
Auch wenn die Gründung eines Einzelunternehmens vergleichsweise einfach ist, gibt es typische Stolperfallen – viele davon lassen sich mit guter Vorbereitung verhindern.
Keine Trennung von Privat- und Geschäftskonten
→ Führt zu Chaos in der Buchhaltung und steuerlichen Problemen.
Fehlende Belege oder unvollständige Buchführung
→ Bei einer Betriebsprüfung wird das teuer – digitale Tools helfen hier weiter.
Unwissen über Steuerpflichten
→ Umsatzsteuer, Gewerbesteuer oder EÜR werden zu spät oder fehlerhaft abgegeben.
Kein Marketing- oder Kundenkonzept
→ Wer keine Kunden gewinnt, macht keinen Umsatz – auch nicht als Einzelunternehmer.
Unzureichende Preisgestaltung
→ Viele rechnen sich arm, weil sie versteckte Kosten (z. B. Versicherungen, Steuern) nicht einkalkulieren.
Tipp: Hol dir frühzeitig Rat – IHK, Steuerberater und Gründerzentren sind wertvolle Ansprechpartner.
Warum lohnt sich die Gründung eines Einzelunternehmens – gerade für Einsteiger?
Geringe Einstiegshürden – keine Kapitalanforderung oder Notartermine
Flexibilität – schnelle Entscheidungen, keine Abstimmung mit Gesellschaftern
Einfache Verwaltung – keine Bilanzierung, wenig Bürokratie
Geringe Kosten – niedrige Gründungskosten und laufende Verwaltungsausgaben
Volle Kontrolle – du allein steuerst dein Business
Die Gründung eines Einzelunternehmens ist für viele der erste Schritt in die Selbstständigkeit – schnell, kostengünstig und ohne juristische Komplexität. Doch auch einfache Strukturen brauchen Planung:
Informiere dich gründlich über deine steuerlichen Pflichten
Nutze Beratungsangebote und digitale Hilfsmittel
Trenne private und geschäftliche Finanzen
Denk an deine Absicherung (Versicherungen, Verträge, Rücklagen)
Der wichtigste Erfolgsfaktor? Klarheit über deine Ziele und deine Zielgruppe – gepaart mit einem schrittweisen, nachhaltigen Aufbau.
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